Mit Evas Erbsünde abschliessen

Ein Frauenleben in Europa hat sich zum Glück in den letzten 500 Jahren radikal verändert und doch ist zu wenig Zeit vergangen, um das Potenzial von Frauen zu erkennen. Dabei geht es nicht um Wiedergutmachung oder Schuldzuweisung, denn das bedeutet das Festhalten an alten Mustern. Aber, es ist wichtig, den geschichtlichen und evolutionären Tatsachen ins Auge zu sehen, um zu verstehen, was geschah und was heute noch bewusst und unbewusst geschieht.

Wir kennen sie alle, die Geschichte aus der Bibel, mit der christlich geprägte Kulturen aufgewachsen sind. Seit Adam und Eva den Garten Eden verlassen mussten, lebt die Geschichte einer Frau in uns, die als böse, verräterisch und schuldbefangen auftrat. Schon ihre Erschaffung macht Eva und alle Frauen nach ihr minderwertig, denn sie ist ja aller Frauen Vorfahrin und wurde im Gegensatz zu Adam bewusst nicht nach dem göttlichen Ebenbild erschaffen. Die Folgen von Evas Verhalten wirken bis heute nach; als Strafe für ihre Leichtgläubigkeit hat sie auf ewig Schmerzen und Schweigen auferlegt bekommen. Und genau das ist mit dem Frauenleben passiert: es unterliegt dieser Erbsünde. Der Erfolg der biblischen Eva-Legende wude durch das Medium Kanzel verbreitet, das mindestens so machtvoll wie heutige Social Media von oben herab ein offenkundiges Frauenfeindbild in den Geist der Massen ergoss.

Die Doktrin der Kirchenkanzel beherrscht das Volk im damalilgen Europa bis mindestens in den Beginn des 19. Jahrhunderts hinein. Danach folgt nach und nach in den Ländern, die Teil des zeitgenössischen Europas waren, die Zeit der Aufklärung.

Es ist eine Tatsache, dass Frauen Jahrhunderte lang bewusst aus Geschichte, Gesellschaft und Medizin ausgeschlossen waren und nur durch ihre Gebärfähigkeit, ihren Dienst in Haus und Hof einen Lebenswert hatten. Im 2019 erschien das Buch Unsichtbare Frauen, das klar aufzeigt, wie die systematische Diskriminierung der Frauen in etlichen Bereichen präsent ist. Interessanterweise ist dieses Buch ein Bestseller.

Ob wir all dem Glauben schenken wollen oder nicht, ob wir loyal, frei und gleichberechtigt von umsorgenden liebevollen Vätern und Müttern aufgezogen wurden; die Geschichte lebt in uns weiter, denn wir sind aus unseren Vorfahren hervorgegangen und tragen einen grossen Teil ihrer Information in unseren Zellen.

Mit diesem Wissen wird klar, dass Frauen von heute mit Eva und den Frauenleben im Mittelalter etwas zu tun haben. Die Reduktion auf das Gebären, die Pflege und Aufzucht, der konsequente Ausschluss aus Bildung und ökonomischer Unabhängigkeit, die sexuelle Unterdrückung sind nicht nur diskriminierend sondern stellen ein grosses Verbrechen dar, das dauerhafte Verletzungen zur Folge hat.

Der Mythos oder Fluch der Menopause, die Ablehnung des Älterwerdens, die Aufrechterhaltung der Schönheit und Fruchtbarkeit gehört für mich eindeutig in diese Ahnenlinie hinein und es scheint logisch, dass die Menopause aus diesem Kontext heraus als ein lebensveränderndes Desaster, ein unaufhaltsames Schicksal, eine schmerzhafte Krankheit angeprangert wird.

Es ist Zeit, einen friedvollen Abschluss mit den Mythen und Glaubenssätzen aus vergangener Zeit zu finden und einen natürlichen Umgang mit dem Thema Menopause zu erlernen.

Neubeginn: Die Erbsünde ablegen

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