Was passiert wirklich in der Menopause?

Die Vorsilbe Meno- kommt aus dem griechischen Stamm men und bedeutet Monat. Griechisch pausis bedeutet Ende. Die Übersetzung in viele germanische Sprachen ist somit eigentlich falsch, denn ‘Pause’ heisst nicht ‘Ende’. Menopause bezeichnet das Ende der Menstruation, wobei die Menopause erst 12 Monate nach dem Ausbleiben der letzten Blutung «diagnostiziert» wird, also nur rückwirkend festgestellt werden kann. Diese «letzte Blutung» ist ein Mythos, denn sie kann verschiedene Gesichter haben. Sie ist meist nicht regelmässig, und schon gar nicht monatlich; sie kann schwach oder ganz stark sein, zwischen ein paar Stunden und mehreren Wochen dauern.

Auslöser für die Menopause ist die Einstellung der Follikelproduktion (Eibläschen) der Ovarien, die dem «Abbau» der ausschlaggebenden Sexualhormone, Östrogen, Östradiol und Progesteron und Gestagenen zugrunde liegt und zum sukzessiven Aussetzen der Menstruation führt.

Die sogenannte Peri-Menopause beginnt bereits ca. sieben Jahre vor den merklichen hormonellen Veränderungen der eigentlichen Menopause, d.h. die Umstellung der Hormone bedingt einen Prozess der an sich über viele Jahre hinweg dauert und durchaus um das Alter von 40 beginnt. Das «Altern der Eizellen» wird sogar bereits im Alter von Mitte 30 festgestellt. Hier hilft der deutsche Begriff ‚Wechseljahre‘ als Beschreibung einer (längeren) Umbruchphase. Der wissenschaftliche Versuch der Kategorisierung in frühe und späte Prä-, Peri- oder Postmenopause dient der Kommunikation zwischen der Ärzteschaft; für Frauen ist das keine Hilfe.

Einschneidend ist die Umstellung des Wasserhaushaltes und speziell die Wechselwirkung zwischen Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und Nieren und dem Hormon Vasopressin. Das Hormonsystem ist ein ausgeklügeltes Rückkoppelungssystem, das die Hormonbestände im Körper überprüft und reguliert. Deren zentrale Schaltstelle, die Hypophyse, koordiniert Mängel oder Überschüsse an chemischen Botenstoffen, aus denen Hormone bestehen. Sie erteilt einige Befehle mit hoher Priorität, wenn es z.B. darum geht, Adrenalin oder Endorphine auszuschütten. Normalerweise wandern die Botenstoffe gemächlich durch den Blutkreislauf. Die Umstellung des Hormonbestandes im reiferen Alter lässt sich Zeit, weil es sich nicht um einen Notfall handelt, sondern um einen natürlichen Vorgang des Lebens, wie etwa die Pubertät. Es handelt sich um eine Anpassung der Hormone an den Rückgang der Eizellen.

Nachtschweiss und Hitzewallungen sind statistisch belegbare Merkmale der Menopause. Weitere Merkmale –in der Medizin «Symptome» genannt– erreichen mitunter abstrakte Zahlen bis zu 160 Beschwerden, die traditionellerweise der Menopause zugeschrieben werden. Im Mittelalter war die enge Verbindung der Hormone zu psychischen Störungen weit verbreitet und der Trugschluss der weiblichen Hysterie in die Welt gesetzt; heute werden Müdigkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Gewichtszunahme, Schlafstörungen, Ängstlichkeit, Antriebslosigkeit, Unlust, Trockenheit, Mutlosigkeit, Dünnhäutigkeit, Aggressivität etc. bis hin zur Depression der Menopause zugeschrieben. Und doch sind «nur» die vasomotorischen Folgen der Hormonumstellung wie Blutversorgung (Blutdruck), Hitzewallungen, veränderter Schlaf vor allem durch Nachtschweiss und vaginale Trockenheit belegt.

Die Vorstellung der Abnahme der «weiblichen» Hormone wie Östrogen und Progesteron prägen das Bild des Verlustes an Weiblichkeit, Fruchtbarkeit und Schönheit. Sie vermitteln die durchwegs negativ konnotierte Idee es Mangels und Fehlens von Hormonen. Jedoch ist das nicht so einfach. Der Östrogenhaushalt steigt erst einmal an, die Ovarien ermüden zwar (Altern der Eizellen) jedoch ist die Steuerung zum Aufbau der Uterus-Schleimhaut noch aktiv. Der ständige Aufbau der Schleimhaut gerät in einen Konflikt mit der Follikelproduktion und kann zu Blutungen führen, die an die Menarche (erste Menstruation im Frauenleben) erinnern. Nicht selten brauchen 50-jährige zusätzliches Eisen, um den Blutverlust auszugleichen. Ausserdem führt dieser Anstieg an Östrogen -in der Medizin wird von «Schwankungen» gesprochen- zu so mancher spontanen Schwangerschaft im höheren Alter, ganz entgegen also des herkömmlichen Bildes des Alterns und Austrocknens. Hier werden Gewichtszunahme und Wasserablagerungen festgestellt, was nun logisch erscheint und auch wieder vorübergeht, wie bei einer Schwangerschaft.

Nirgends erwähnt wird, dass sowohl Männer weibliche Hormone und Frauen männliche Hormone im Körper haben. So wie Frauen sich mit einem generellen Hormonabbau einverstanden erklären, der ja übrigens auch die Knochendichte negativ beeinflussen soll (Osteoporose) wird die verhältnismässige Zunahme, resp. Konstante von männlichen Sexualhormonen (Androgenen) wie etwa Testosteron im weiblichen Körper tunlichst übergangen.

Die Menopause schlägt nicht ein wie ein Blitz, sondern bahnt sich bereits vor der Lebensmitte an. Sie bedingt nicht einfach nur eine Hormonabnahme, sondern legt sogar an Östrogen zu. Die Gleichstellung Menopause und Alter ist nicht legitim, denn Mitte 30 ist kein Alter. Beim Prozess der Menopause handelt es sich um eine langjährige natürliche Umstellung, in der Frauen einen höheren Anteil von Androgenen aufweisen.

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